Unkonventionell zur Perfektion: Live Act Audio
Was er hörte, gefiel ihm nicht wirklich. Deshalb beschloss der Musikfreund und HiFi-Kenner Dieter Molitor, seine Schallwandler künftig selber zu bauen. Aus einem Nebenerwerbs-HiFi-Händler mit einem zweiten, äußerst stabilen Standbein in der Bike-Branche verwandelte Molitor sich in einen Hersteller von High-End-Lautsprechersystemen und gründete 2013 im Allgäu zunächst die Firma MHW Audio und zwei Jahre später die Live Act Audio GmbH, deren Geschäfte er zusammen mit Markus Reitz führt.
Dieter Molitor ist in der Szene kein Unbekannter, manche werden sich noch an das famose Plattenlaufwerk erinnern, das er in den 1990er Jahren unter eigenem Namen anbot.
Nun also Lautsprecher. Aber nicht irgendwelche. Dieter Molitor suchte nach Wegen, das reale Konzerterlebnis bei der Reproduktion so überzeugend über die Rampe zu bringen, dass Musikfreunde praktisch keine Abstriche gegenüber der Realität machen müssen. Mitinhaber Markus Reitz meint dazu auf der Homepage des Herstellers, konstruktives Merkmal aller Live-Act-Series-Lautsprechersysteme – sowohl der „Reference Line“ als auch der „Emotion-Line“ – sei das Koaxial-Prinzip, also die punktförmige Abstrahlung aller klangrelevanten Schallanteile. „Dies zieht sich durch alle Modelle wie ein roter Faden“, betont Reitz und fügt hinzu: „Wir verwenden extrem hochwertige Chassis im Koaxial- und im Bassbereich, die sorgsam spezifiziert und nach unseren Anforderungen im Mittelhochton-Bereich mit unüblich großen und belastbaren Beryllium-Membranen ausgestattet werden.“
Dabei folgt die Form der Funktion. Obwohl man Lautsprecher von Live Act Audio in den verschiedensten Oberflächen-Ausführungen, darunter viele Holzarten, bekommen kann, stehen, wie Molitor und Reitz unisono versichern, die klanglichen Aspekte zu jeder Zeit im Vordergrund. Dabei erteilt das highendige Leitungsduo klanglichem Spezialistentum eine klare Absage: „Unsere Lautsprecher sind nicht für spezielle Musikrichtungen abgestimmt, sie können richtig kraftvoll, dynamisch und laut spielen, wenn es sein muss oder soll. Die Reserven sind bei jedem Modell außerordentlich hoch. Der limitierende Faktor sind die Zuhörer oder die Nachbarn“, sagt Molitor augenzwinkernd.
Soll heißen: Schallwandler von Live Act Audio – auch die FIDELITY-Redaktion hat sich schon von ihren Talenten überzeugt – „können“ laut. Richtig laut. Und bleiben selbst bei Konzerthallen-Pegeln wohlausgewogen und kultiviert, mit konturiertem Bassbereich und immer noblen Höhen.
Dem Koaxialprinzip huldigen beide Linien des jungen Lautsprecherherstellers mit der großen Erfahrung. So besteht die „Emotion Line“ von Live Act Audio ausschließlich aus Zweiwege-Systemen, Standboxen zwischen 110 und 125 Zentimetern Höhe, bei denen neben dem jeweiligen Koaxial-Chassis eine Bassreflexöffnung für optische Akzente sorgt. Belastbar sind die vier Modelle der „Emotion Line“ mit Leistungen von 250 bis 700 Watt Sinus, wobei sie als unkritische Acht-Ohm-Konstruktionen sogar ausgesprochen verstärkerfreundlich sind. Nur schnell und impulsstabil sollten die angeschlossenen Verstärker sein, um den anspringenden und dennoch angenehm homogenen Charakter der „Emotion“-Schallwandler nicht zu verwässern.
Darüber rangiert die momentan aus drei Modellen bestehende „Reference Line“: Hier haben Molitor und Reitz im wahrsten Wortsinn alle Register gezogen. 512 und 312 sind für große und sehr große Räume gedacht. FIDELITY-Chefredakteur Cai Brockmann nennt die „kleine“ 312 eine „spielfreudige Musikmaschine“; das passive Dreiwege-System besticht durch weite, klar definierte Räume, natürliche Klangfarben und eine extrem weit gespannte Dynamik „vom Samt- bis zum Boxhandschuh, von Pianissimo bis Motörhead-Bühnenpegel“, wie es der HiFi-Journalist formulierte. Mit der (noch) größeren 512 zeigt Live Act Audio, dass auch ausgezeichnete Konzepte noch einmal deutlich verbessert werden können. Die große Vertreterin der „Reference“-Linie stellt einen State-of-the-Art-Lautsprecher dar, der die Grenzen des Machbaren auslotet, dabei auf eine teilaktive Konstruktion setzt und rasch vergessen macht, dass man nicht leibhaftigen Musikern lauscht, sondern „nur“ einem Lautsprecher.
Optimal klingen die großen „Reference“-Modelle – insbesondere die übermannshohe 512 – freilich nur, wenn auch ein großzügig geschnittener Hörraum zur Verfügung steht. Für etwas alltäglichere Platzverhältnisse haben Molitor und Reitz allerdings auch eine Lösung: Das Modell 408 transferiert die klanglichen Gene der 512 und 312 in ein kleineres, durchaus Mietwohnungs-freundliches Gehäuse, ohne Abstriche an der absolut superben Qualität zu machen. Referenzklang in den heimischen vier Wänden – dank Live Act Audio kein unerfüllbarer Traum.